Was Sie in den ersten Tagen/Wochen beachten sollten
Als ehemalige Pflegestelle von über 80 Hunden, die ich für diverse Vereine in Deutschland vermittelt habe, werden Tierschutzhunde immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich selbst habe einen Mioritic Ciabonesc (Herdenschutzhund aus Rumänien) und eine kleine Affenpinschermix Dame aus Spanien, die mit ihren Welpen auf der Strasse ausgesetzt wurde. Melvin und Candie sind besondere Hunde, und ich liebe sie genauso, wie meine Yorkies, die von Geburt an bei mir leben.
Dennoch, viele der Tierschutzhunde, die bei mir auf Pflegestelle waren, die ich in Tierheimen oder im Coaching kennen lernen durfte, haben ihre Themen. Und nicht immer stoßen diese bei ihren Besitzern auf Verständnis. Deswegen ist es so wichtig, den eigenen Hund lesen zu können, seine Bedürfnisse zu erkennen, um mit dem richtigen Mass an Sicherheit und Souveränität dieser zuweilen überfordernden Aufgabe begegnen zu können.
Im Zuge meiner Weiterbildungen im Bereich Angst- und traumatisierte Hunde habe ich vielen Besitzern im Einzelcoaching geholfen, ihre Hunde emotional soweit zu stabilisieren, das ein Zusammenleben, konfrontiert mit normalen Alltagssituationen möglich war. Dies erfordert viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit Hund und Mensch. Aber kommen wir zum eigentlichen Anliegen dieses Textes. Was beim Einzug eines Tierschutzhundes - gerade in den ersten Tagen zu beachten ist.
Ist der Hund mit einem Sicherheitsgeschirr zu Hause nach einem meist langen Transport angekommen, sind viele mit ihrer neuen Lebenssituationen überfordert. Es gibt Hunde aus dem Auslandstierschutz, die noch nie mit Menschen zusammen in einem Haus gelebt haben. Alles riecht anders, und plötzlich sind da Menschen. Für manche Hunde, je nachdem was sie bisher erlebt haben, ein echtes Thema. Besonders wenn kleine Kinder im Haus ist, ist besondere Vorsicht geboten. Denn Sie kennen den Hund nicht und die Beschreibungen auf den Websites der Vereine sind nicht aussagekräftig über das Verhalten des Vierbeiners in einer völlig neuen Lebenssituation.
Generell ist der Umzug in ein neues Leben immer Stress für den Hund. Je nachdem wie anpassungsfähig er ist, reagiert er stärker oder schwächer auf sein neues Umfeld. Deswegen ist es wichtig, dass Sie den Hund in den ersten Tagen nicht überfordern. Natürlich möchte Ihr näheres Umfeld im günstigsten Fall das neue Familienmitglied begrüßen. Bitten Sie hier aber um Geduld. Die Gewöhnung an die Bezugsmenschen steht in den ersten Wochen im Vordergrund. Lassen Sie den Hund auch nicht unbeaufsichtigt im Garten. Wenn er sich an der kurzen Leine nicht lösen kann, machen Sie bitte eine 5 Meter Schleppleine an das Geschirr, bitte nicht ans Halsband, denn kommt ein Impuls und der Hund möchte dem nachgehen, kann er sich ernsthalft im Nackenbereich verletzen. Bitte schimpfen Sie auch nicht, wenn etwas daneben geht. Sie müssen hinsichtlich der Stubenreinheit die gleiche Geduld mit ihm haben, wie mit einem Welpen.
Routine ist in den ersten Tagen auch das Zauberwort. Es kann dem Hund Sicherheit geben, wenn die Tagesabläufe - sprich Fress- und Gassizeiten, Ruhen und Kuscheln - immer zu ähnlichen Zeiten stattfinden. Überfordern Sie ihn auch nicht mit Körperkontakt, wenn er hinsichtlich dessen Meideverhalten zeigt (auf Beschwichtigungssignale achten). Er wird es ihnen danken.
In den ersten Tagen ist es auch sinnvoll, immer wieder die gleiche, reizarme Gassistrecke zu gehen. Das hilft auch beim Entleeren des Hundes. Achten Sie darauf, ob der Hund vielleicht immer an den gleichen Stellen sein Geschäft verrichtet. Suchen Sie diese dann gezielt auf, das kann ihm helfen, um schneller stubenrein zu werden. Denn manche Hunde haben noch nie mit Menschen in einem Haus gelebt. Schimpfen Sie nicht, wenn mal etwas daneben geht. Wie bei einem Welpen sollten Sie ihren Hund alle zwei Stunden anbieten, sich zu entleeren. Auch bitte nach dem Fressen und schlafen. Falls er aufgeregt Zuhause beginnt zu schnüffeln, ist das auch ein Anzeichen dafür, dass es an der Zeit ist, ihn nach draußen zu bringen. Natürlich freuen Sie sich jedes Mal, wenn es draußen passiert. Loben Sie ihn und zeigen Sie Ihre Freude. Gerne können Sie den Ausdruck Ihrer Freude auch durch ein Leckerlie verstärken.
Sollte der Hund durch den langen Transport Probleme mit dem Autofahren haben, melden Sie sich bitte. Ich helfe Ihnen gerne, diese Erlebnisse wieder abzubauen, so dass Ihr Vierbeiner langfristig wieder "transportfähig" ist. Des Weiteren bin ich spezialisiert auf das Zusammenleben mit Herdenschutzhunden in der Familie. Gerne helfe ich Ihnen, diese vom Verhalten "etwas anderen" Hunde zu verstehen, so dass ein harmonisches Zusammenleben möglich ist. Seit nun über zehn Jahren lebe ich mit diesen wunderbaren Geschöpfen zusammen.