Ladies first: die HündinGebärmuttervereiterung (Pyometra)Die Pyometra ist die Gebärmuttervereiterung der Hündin entsteht durch hormonelle Einflüsse in Kombination mit einer bakteriellen Infektion. Während der Läufigkeit öffnet sich der Muttermund und Erreger können eindringen, und finden in der Gebärmutter, wenn sich der Muttermund wieder schließt, optimale Bedingungen, um sich zu vermehren. Das führt zu einer Eiteransammlung im Uterus und ist ein absoluter Notfall! In der Regel entsteht eine „Pyo“ zwei Wochen bis vier Monate nach der letzten Läufigkeit. Damit gehört eine Hündin, die in diesem Zeitraum eines der folgenden Symptome zeigt, in jedem Fall und direkt dem behandelnden Tierarzt vorgestellt: Lethargie, schlechtes Allgemeinbefinden, Anorexie (Appetitlosigkeit), Erbrechen, Durchfall, Fieberund Bauchschmerzen. Das Abdomen ist oft umfangsvermehrt, da sich schnell große Mengen Eiter ansammeln. Ein weiteres Symptom ist, dass betroffene Hündinnen große Mengen trinken und entsprechend viel Urin absetzen. Bei der offenen Form fließt ein übelriechendes, eitrig-blutiges Sekret aus der Vagina ab, was aber bei sehr reinlichen Tieren aufgrund des ständigen Beleckens vom Halter oft nicht bemerkt wird. Auf vermehrtes „Schlecken“ hin sollte man bei Hündin auf jeden Fall die Vulva näher auf Sekret untersuchen! Es gibt aber auch eine geschlossene Form, bei der man keinen Ausfluss findet.
Übrigens steigert das „Wegspritzen“ der Läufigkeit das Risiko für die Entstehung einer Pyometra deutlich, und sollte daher unbedingt unterlassen werden! Demgegenüber haben ausgeprägte Scheinträchtigkeiten und -mutterschaften entgegen aller Gerüchte keinen Einfluss auf die Entstehung einer Pyometra.
Bei einer Pyometra könnte man zwar eine konservative Therapie versuchen, aber in der Regel kommt die Vereiterung spätestens nach der nächsten Läufigkeit wieder, weswegen eine sofortige Kastration mit Entfernung der Gebärmutter das Mittel der Wahl ist.
Gesäugekrebs (Mammatumor)Seit eine „topaktuelle“ Studie von 1969 gezeigt hat, dass sich das Mammatumorrisiko der Hündin durch eine Kastration vor der 2. Läufigkeit positiv beeinflussen lässt, stellt dies einen der Hauptgründe für die (Früh-)Kastration der Hündin dar. Allerdings ist es nicht so, dass seither zu diesem Thema nicht mehr geforscht wurde, und andere Untersuchungen kamen zu anderen Ergebnissen. Außerdem wurde zB eine zu proteinhaltige Fütterung und Adipositas im ersten Lebensjahr als Risikofaktor identifiziert. Auch die Genetik spielt eine Rolle und es gibt klare Rassedispositionen. Dazu kommt natürlich auch das Alter als Risikofaktor, den der Mammatumor gehört zu den Tumorarten, die erst bei älteren Hündinnen auftreten, und so liegt das Durchschnittsalter betroffener Hündinnen bei acht Jahren. Und auch hier sei erneut auf das „Wegspritzen der Läufigkeit hingewiesen“, dass das Risiko für die Entstehung von Gesäugetumoren um 40% steigert.
Was kann man tun? Analog zur Humanmedizin liegt natürlich auch bei der Hündin dasregelmäßige Abtasten des Gesäugesauf der Hand, den auch hier gilt: je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser ist die Prognose! Und je kleiner er ist, desto weniger aufwändiger ist die Operation. Keine Sorge, Mammatumore kann man als derbe Zubildungen(entweder an den Zitzen oder im darunter liegenden Drüsengewebe) gut ertasten, und am häufigsten sind die beiden letzten Drüsenkomplexe betroffen. Wer also regelmäßig Hand an das Gesäuge seiner Hündin anlegt, betreibt also eine sinnvolle Prophylaxe und kann bezüglich der Mammatumore auch mit einer intakten Hündin ruhig schlafen.
Ovarialzysten
Zysten der Eierstöcke treten verhältnismäßig häufig auf, und der Großteil von ihnen ist hormonell aktiv. Bei Östrogen-produzierenden Zysten, zeigen die betroffenen Tiere Läufigkeitssymptome (geschwollene Vulva, z.T symmetrischer Fellausfall). Weitere mögliche Symptome sind Erbrechen, Abmagerungund ein struppiges Haarkleid.
Besteht die Hormonstörung über einen langen Zeitraum, kann dies zu einer Schädigung des Knochenmarks führen. Aus dieser folgt eine Blutgerinnungsstörung mit Blutungsneigung des betroffenen Tieres
Eierstockzysten, die nicht hormonell aktiv sind, werden meistens nicht erkannt, da die Tiere keine Symptome zeigen.
Die Therapie besteht in der Entfernung der Eierstöcke (Kastration).
Prinzipiell gilt bei der Hündin: Schreiben Sie sich die Läufigkeiten auf, so stellen Sie am besten fest, ob sich am Zyklusgeschehen etwas ändert!. Sollten Unregelmäßigkeiten auftreten, die Hündin plötzlich ständig oder gar nicht mehr läufig werden, wenden Sie sich an Ihren behandelnden Tierarzt!
Last, but not least: der Rüde
Auch beim Rüden gibt es geschlechtsspezifische Erkrankungen, die durch die Sexualhormone ausgelöst werden können, zu nennen wären hier die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH), der Hodentumor und die Perianaltumore.
Die benigne ProstatahypertrophieBeim unkastrierten Rüden verändert sich die Prostata im Laufe des Lebens, und ab dem 9. Lebensjahr ist die Prostata bei 95 % der Rüden mit kleinen Zysten durchsetzt, die allerdings in der Regel klinisch keine Probleme bereiten. Wenn Probleme dadurch entstehen, äußern sie sich in Form von Harn- und Kotabsatzbeschwerden, da dann durch die vergrößerte Prostata der Enddarm verengt und die Harnblase nach vorne in den Bauchraum verlagert werden kann.
Analog zum älteren Mann sollte man auch beim Rüden ab ca. dem 7. Lebensjahr regelmäßig die Prostata kontrollieren lassen. Am besten ist hierfür eine Ultraschalluntersuchung geeignet
Die gutartige Prostatavergrößerung lässt sich konservativ behandeln (fragen Sie Ihren Haus-Tierarzt) oder durch eine Kastration therapieren.
Hodentumore Wie bei der Hündin gilt auch hier: Vorsorge ist besser, als Nachsorge! Tasten Sie die Hoden Ihres Rüden regelmäßig abund achten Sie auf Größenzunahme, Asymmetrienund derbe Zubildungen. Sollten Sie hier Veränderungen oder Unregelmäßigkeiten feststellen, stellen Sie Ihren Hund auf jeden Fall beim Haus-Tierarzt vor! Die Therapie besteht aus der Entfernung des betroffenen Hoden.
Perianaltumore
Perianaltumore sind, wie bereits der Name sagt, Tumore, die sich – vor allem beim älteren, intakten Rüden - um den Anus herum bilden. Sie sind beim Hund eine vergleichsweise häufige Tumorart, und machen etwa 15 Prozent aller Hauttumore beim Hund aus. Allerdings handelt es sich zu über 90 Prozent um gutartige Adenome. Auffällig ist, dass Hunde mit Perianaltumoren vergleichsweise spät beim Tierarzt auftauchen, weil diese Tumorart wohl a) relativ unbekannt ist, und b) Halter offenbar nicht dafür sensibilisiert sind, auch diese Körperregion ihres Hundes regelmäßig in Augenschein zu nehmen. Gerade beim langhaarigen Hund (nicht jeder hat einen Beagle, bei dem man nicht umhinkommt, regelmäßig den Anus zu sehen ;)), ist das regelmäßige Absuchen und Abtasten nach Veränderungen wichtig! Sollten Sie um den Anus herum Veränderungen feststellen, lassen Sie auf jeden Fall Ihren Tierarzt danach schauen!
Zur Therapie reicht in der Regel eine Kastration aus, weil die testosteronabhängigen Perianaltumore sich nach dem Wegfall des Testosterons zurückbilden. Bei bereits größeren Tumoren, die auf eine Kastration nicht ansprechen, ist die chirurgische Entfernung das Mittel der Wahl, kann aber – je nach Größe und Lage – eine Kotinkontinenz nach sich ziehen, weswegen die frühzeitige Entdeckung so wichtig ist!
Das Ganze liest sich jetzt vermutlich wesentlich schlimmer, als es ist, und dem gegenüber stehen eine Vielzahl an Erkrankungen, die bei kastrierten Tieren häufiger auftreten. Und die Sexualhormone haben nun mal vielfältige Aufgaben in der Entwicklung und dem Verhalten, und sind nicht „nur“ für das Sexualverhalten wichtig. Und sie gehören zum Hund.
Aber das entbindet den Halter eben nicht von regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, denn diese sind beim Hund ähnlich wichtig wie bei uns Menschen!
© Sophie Strodtbeck
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